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Lädiertes Paradies für Fledermäuse

Wie die kleinen Säugetiere mit der Großstadt zurecht kommen, untersucht Christian Voigt vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Dessen Wissenschaftler haben natürlich auch andere Arten im Blick. Mithilfe von Bürgern ist willkommen

BERLINER ZEITUNG / HANS RICHARD EDINGER
von
Frank Herold
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Nummer 449 war im Sommer allnächtlich viel unterwegs. Das ist auf dem Computerbildschirm gut an zahllosen grünen Punkten zu erkennen, die Flugwege markieren. Bei einsetzender Dämmerung geht es vom Marzahner Friedhof ins nahe gelegene Gewerbegebiet und auf den Güterbahnhof, danach führt der Weg dann raus vor die Stadt nach Ahrensfelde. Kurze Zeit später kehrt Nummer 449 zum Schlafen zurück auf den Friedhof. Die Rede ist von einem Großen Abendsegler, einer - wie der erste Teil des Namens sagt - großen Fledermausart.

Fledermäuse finden ihren Weg durch eine Art Echolot, aber sie haben auch sehr lichtempfindliche Augen. "Wichtig für ihren Aktionsradius bei der Nahrungssuche sind deshalb Dunkelkorridore in der Stadt", sagt Christian Voigt. Er untersucht am Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung schon seit Langem den Einfluss von künstlichem Licht auf die kleinen Säugetiere.

"Wir merken gar nicht, wie sehr wir unsere Umwelt beleuchten, und viele sind sich über die drastischen Auswirkungen dieses Verlustes der Nacht nicht im klaren", sagt er. Fledermäuse seien von großem ökologischen Nutzen, sie vertilgen Schadinsekten und Mücken. Für ihr Überleben sind sie auf eine intakte Nacht angewiesen. "Menschen übrigens auch", fügt Voigt hinzu. "Unsere Forschungen haben deshalb mit Öko-Romantik auch nichts zu tun." Es müsse viel stärker und grundsätzlich darüber nachgedacht werden, wie und wo in der Stadt künftig auf künstliches Licht verzichtet werden kann.…

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26.10.2016