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Geschichte

Kriegsende mit Schrecken

12 000 Berliner harrten bis zum 2. Mai 1945 im Anhalter Bunker aus, dann wurde der S-Bahn-Tunnel gesprengt und der Untergrund geflutet

By Etan J. Tal (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons
von
Maritta Tkalec
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Geschichte

Die Rote Armee war schon da, am 27. April gingen die Kämpfe am Halleschen Tor und am Alexanderplatz los - die eigentliche Schlacht um den Berliner Stadtkern. Die Front verlief entlang des Landwehrkanals. Stalin hatte den Befehl ausgegeben, bis zum 1. Mai den Reichstag zu erobern. Für die 12 000 Menschen, die bis in die Nacht zum 2. Mai hinein im Anhalter Bunker ausharrten, interessierten sich die Befreier der Stadt nicht. Die meisten Berliner hockten in jenen Tagen unter der Erde, auch in S- und U-Bahn-Tunneln. In den Außenbezirken richtete die sowjetische Besatzungsmacht bereits ihre Verwaltungen ein.

Die im Anhalter Bunker Steckenden, meist Frauen, Kinder und Alte aus Kreuzberg, wussten nicht, was draußen geschah. Sie verstanden ja nicht einmal mehr, was ihnen unmittelbar widerfuhr. Wieland Giebel, Ausstellungskurator im Berlin Story Museum am originalen Schauplatz, rekonstruiert nach Augenzeugenberichten die dramatische Situation am 1. Mai: "Vier bis fünf Menschen pro Quadratmeter standen in den Bunkerräumen. Seit sieben Tagen hatte der Generator keinen Diesel mehr - seither gab es keine Frischluft, die Toiletten konnten nicht abgepumpt werden, das Wasser war alle. Die Temperatur in den stockfinsteren Räumen stieg auf 60 Grad, die Ausdünstungen der Menschen kondensierten an den Wänden, es tropfte von der Decke. Knöcheltief standen die Leute in ihren eigenen Fäkalien, in allen vier Etagen."

Trotzdem drängte niemand nach draußen. De Angst vor dem…

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08.05.2017