Lesezeit 16 Min
Kultur

Ich bin eine Verräterin

Sagt Connie Palmen, die niederländische Schriftstellerin. Ein Gespräch über Schreiben als Offenbarung, die Macht von Geheimnissen, die Liebe, das Verlassensein und den Tod

BERLINER ZEITUNG / PAULUS PONIZAK
von
Bettina Cosack
und
Cornelia Geißler
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Kultur

Draußen Septemberhitze, drinnen in der Lobby des kleinen Charlottenburger Hotels angenehme Kühle. Connie Palmen hat sich sicherheitshalber mit einem schwarzen Fächer bewaffnet, auch die Sonnenbrille hat sie dabei. Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, koboldhafter Kurzhaarschnitt - die niederländische Schriftstellerin, sechzig Jahre alt, schreibt über komplizierte Phänomene wie die Liebe und den Tod, schätzt es ansonsten aber unkompliziert. Hockt sich leger auf die gepolsterte Bank, lässt sich ein Wasser reichen, schaut ernst und aufmerksam. Klein ist sie, zart, dunkel ihre Stimme; sie spricht langsam in gutem Deutsch, nimmt sich immer wieder Zeit zum Nachdenken. Am Abend wird die Bestseller-Autorin vor großem Publikum aus ihrem neuen Roman "Du sagst es" lesen. Um die explosive, mythenumwobene Künstler-Ehe der Schriftsteller Sylvia Plath und Ted Hughes geht es in dem Buch, um die Liebe wieder einmal, den Tod, um den Suizid von Plath vor allem, um die Rolle des angeblichen Schurken Hughes.

Wissen Sie noch, wovon Sie heute Nacht geträumt haben?

Es war eine traumlose Nacht.

Sind Sie sicher?

Ja, da bin ich mir sicher. Träume können so lange bei einem bleiben, auch tagsüber, dass man den ganzen Tag damit beschäftigt ist, ihre Rätsel zu verstehen. Das ist heute anders.

Träume spielen in Ihrem neuen Roman "Du sagst es" eine wichtige Rolle. Sie erzählen darin die Geschichte des Schriftsteller-Paares Sylvia Plath und Ted Hughes. Plath wird immer wieder von Albträumen geplagt, für Hughes sind die Träume wichtig für das Schreiben. Wird Ihr eigenes Leben stark von Träumen beeinflusst?

Jetzt nicht mehr. Als ich mit 22 Jahren nach Amsterdam kam, hatte ich eine Phase mit wirklich schlimmen Träumen. Den ganzen Tag trug ich diese Bilder im Kopf, und wenn ich sie analysierte, war das nicht sehr günstig für mich. Also sagte ich einem Psychiater, mit dem ich befreundet war: Ich muss diese Träume loswerden. Er empfahl, ich solle den Wecker stellen, um etwas früher aufzuwachen. Das hat geholfen. Dann habe ich lange gar nicht geträumt.

War das eine Erleichterung?

Ja, schon, aber auch…

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24.09.2016