Lesezeit 7 Min
Politik

„Ich bin doch nicht gewöhnlicher Durchschnitt!“

Nach 25 Jahren an der Spitze tritt der Linke Gregor Gysi in die zweite Reihe zurück und zieht Bilanz

BERLINER ZEITUNG / MARKUS WÄCHTER
von
Markus Decker
und
Holger Schmale
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Politik

An seiner Bürowand lehnt ein Foto, das Gregor Gysi bei einem Betriebsbesuch als Schweißer bei der Arbeit zeigt. Darunter steht: Anschließend musste die Schweißnaht von einer Fachkraft nachgebessert werde. So etwas zu schreiben, sei doch empörend, typisch Journalisten, schimpft er zur Begrüßung. Wir treffen den scheidenden Fraktionschef der Linken kokett wie immer und bestens gelaunt an. Er genießt seine letzten Tage im Amt.

Herr Gysi, Sie ziehen sich genau 25 Jahre nach der deutschen Einheit aus der ersten Reihe zurück. Ist das Zufall oder ein symbolischer Akt?

Das ist ein Zufall, aus dem ein symbolischer Akt wurde. Ich glaube, ich habe den Zenit meines Ansehens erreicht, und deshalb ist das jetzt der richtige Zeitpunkt.

Gab es innere Kämpfe?

Ich habe die Entscheidung ja schon 2013 getroffen und in einem gar nicht so kleinen Kreis mitgeteilt. Aber die haben mich offenkundig nicht ernst genommen oder mir nicht geglaubt, weil sie dachten: Der kann ohne solche Politik nicht sein. Das stimmt aber nicht. Manche trauern einem vergangenen Abschnitt immer nach. So bin ich nicht.

Sie haben sich ja schon das eine oder andere Mal zurückgezogen und sind dann doch wiedergekommen ...

Ich bin nur einmal zurückgetreten, als Berliner Wirtschaftssenator. Da war ich dann ganz raus aus der Politik und wäre es auch geblieben, wenn nicht Oskar Lafontaine…

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30.09.2015