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Gift im Ozean

Eine toxische Algenblüte an Chiles Küste tötet derzeit Tausende Meerestiere. Dieses weltweite Phänomen bedroht auch den Menschen

Matyas Rehak / Shutterstock.com
von
Kerstin Viering
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Der Albtraum hört einfach nicht auf. Dabei würden die Fischer im Süden Chiles so gern endlich daraus erwachen. Doch es kommen immer neue Hiobsbotschaften. Anfang des Jahres verendeten etwa 40 000 Tonnen Lachs in den Fischfarmen der Region Los Lagos. Zwischen Dezember und Februar wurden auf der Insel Santa Maria Tausende tote Tintenfische angespült, wenige Wochen später verwesten 8 000 Tonnen Sardinen an den Stränden um die Mündung des Flusses Queule. Es folgten Zehntausende von toten Macha-Muscheln auf der Insel Chiloé. Seit Monaten leidet das reiche Meeresleben der Region unter einem Massensterben, das auch für die Fischer zur Katastrophe wird. Ausgelöst wird es durch winzige, gefährliche Algen, deren Zahl in diesem Jahr explodiert ist: Milliarden von todbringenden - Pseudochattonella verruculosa überziehen die Wasseroberfläche mit einem roten Teppich.

Das ist nicht der erste Fall, in dem giftige Algenblüten zum Problem für Mensch und Tier geworden sind. Weltweit treten solche Phänomene immer wieder auf. Derzeit kennen Experten ungefähr hundert Algenarten, die toxische Verbindungen produzieren können. Damit sind die Giftmischer eine verschwindend kleine Minderheit unter den mehr als 10 000 Algenspezies der Ozeane. Ihr Arsenal aber hat es in sich. Denn es enthält hochwirksame Nervengifte, die sich in der Nahrungskette anreichern. Muscheln zum Beispiel können in einer einzigen Stunde viele Millionen einzellige Algen mitsamt Gift aus dem Wasser…

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24.06.2016