Lesezeit 7 Min
Wissen

Ein Ausnahmezustand, der gefährlich werden kann

Schreibabys haben ein erhöhtes Risiko, Opfer von Kindesmisshandlung zu werden. Paula Diederichs hilft betroffenen Eltern, ihre Kinder wieder zu beruhigen. Im Zweifel rettet sie damit das Leben von Schreikindern

XiXinXing / shutterstock.com
von
Claudia Fuchs
Lesezeit 7 Min
Wissen

Als Gabriela Keller Anfang Juli 2015 mit ihren neugeborenen Zwillingen Nelly und Anaïs das Virchow-Klinikum verließ, hatte sie einen kleinen Flyer im Gepäck: den einer Schreiambulanz. "Das haben alle bekommen, zur Prophylaxe", sagt die 40-Jährige. "Darauf stand, dass es Babys gibt, die 18 Stunden am Tag schreien. 18 Stunden!" Gabriela Keller klingt noch immer überrascht, wenn sie das erzählt.

Sie warf den Flyer weg.

Eine vorschnelle Entscheidung, wie sich herausstelle. Die 40-Jährige hatte gleich zwei Schreibabys.

Zwei Wochen nach der Geburt ging es los: Das Schreien veränderte sich, die Zwillinge weinten lauter und länger. Hörte das eine Baby auf zu weinen, fing das andere an. Schließlich weinten sie stundenlang: schrill, fordernd, hoch, verzweifelt, herzzerreißend - bis zur Schreiapnoe, wenn die Luft wegbleibt. "Vor allem Nelly hat wahnsinnig geschrien", erinnert sich Gabriela Keller.

Vier Stunden am Stück

Die Mutter versuchte alles: Sie trug die Babys durch die Wohnung, stillte sie, schaukelte sie, beschmuste sie, doch nichts half. Vor allem abends schrien die beiden. "Das ging schon mal vier Stunden am Stück." Es dauerte nicht lange, und Gabriela Keller war völlig verzweifelt. "Ich dachte die ganze Zeit, dass es in diesen kleinen Säuglingsköpfen einen triftigen Grund gibt, warum sie so weinen", sagt sie. Aber sie habe nichts finden können. "Und ich dachte, dass sich meine Babys nicht wohlfühlen bei…

Jetzt weiterlesen für 0,44 €
19.02.2016