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Politik

Ein abenteuerliches Leben

Seit mehr als 50 Jahren pendelt der ehemalige afghanische Minister Amin Farhang zwischen seiner Heimat und Deutschland. Und hat nur einen Wunsch: nie wieder Flüchtling zu sein

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von
Markus Decker
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Politik

BOCHUM. Ganz am Schluss des zweistündigen Gesprächs erzählt Amin Farhang von früher, also von ganz früher. Gemeint sind die Sechziger- und frühen Siebzigerjahre. Und was er erzählt, klingt aus heutiger Perspektive fast wie ein Märchen aus 1001 Nacht: Amin Farhang ist damals von Köln nach Kabul gefahren, und zwar mit dem Auto entlang jener Strecke, die man nun die "Balkan-Route" nennt - durch das ehemalige und längst zersplitterte Jugoslawien, die Türkei und Persien, das seinerzeit einen Schah hatte und keine Ajatollahs. Er hat in Istanbul Halt gemacht und in Teheran, um auszuruhen und aus Vergnügen.

Knapp 7 000 Kilometer war die Fahrt lang. Einmal hat es zwei Wochen gedauert. Da war Farhang mit einem Freund unterwegs. Das zweite Mal einen Monat. Da hatte er seine sieben Monate alte Tochter dabei. Sicher, die Straßen waren schlecht, sagt er. "Aber es war überall ruhig." Und Kabul sei so schön gewesen, dass manche weinen müssten, wenn sie heute daran dächten. In der Altstadt hätten verzierte Holzhäuser gestanden, und der Kabul-Fluss sei voll mit Wasser gewesen. Jetzt sei da nur Dreck. "Afghanistan war wie ein Paradies", sagt Farhang. Was 2016 Angst und Krieg und Terror verheißt, verhieß einst die große Freiheit.

Er sitzt im akkurat aufgeräumten Wohnzimmer der Familie im ersten Stock eines Nachkriegsgebäudes in der Bochumer Innenstadt, unweit des Schauspielhauses. Läden in der Straße heißen "Fleischwaren Kruse" und "Orthopädie-Schuhtechnik Hohmann". Auf…

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21.01.2016