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Kultur

Die Wurzeln der Menschen sind im Himmel

Luigi Reitani ist so etwas wie der Kulturbotschafter Italiens in Berlin. Er spricht über Hölderlin, Armutsemigration, über Identität und die Sehnsucht nach Horizonterweiterung

BERLINER ZEITUNG / GERD ENGELSMANN
von
Arno Widmann
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Kultur

Seit dem 28. September ist Luigi Reitani Chef des Italienischen Kulturinstituts in Berlin. Der Ordinarius für Deutsche Literatur an der Universität Udine ist dazu prädestiniert wie kaum ein Zweiter und ist doch mit diesem neuen Amt auch ein Beleg dafür, dass zu einer Lebensgeschichte, die diesen Namen verdient, auch ein plötzlicher Schwenk gehört. Luigi Reitani, geboren 1959 in Foggia, im süditalienischen Apulien, gehört zu den bekanntesten Germanisten Italiens. Seine zweisprachige Ausgabe sämtlicher Gedichte Friedrich Hölderlins erschien 2010. Sie ist inzwischen in der dritten Auflage. Ein monumentaler Band von fast 2 100 Seiten zu dem der wohl wichtigste damals noch lebende Lyriker Italiens Andrea Zanzotto eine Einleitung schrieb. Reitani ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des in Frankfurt am Main ansässigen Freien Deutschen Hochstifts.

Sein jüngstes Buch erschien im September 2015. Es trägt den Titel "Germania europea - Europa tedesca" (europäisches Deutschland – deutsches Europa). Reitani spricht nicht von einem Buch, sondern von einem kurzen Essay, einer Streitschrift, mit der er dazu beitragen möchte, das Bild, das viele Italiener sich von Deutschland machen, zu verändern. Es sei falsch, so schreibt Reitani, den Deutschen einen eingeborenen Drang nach Hegemonie in Europa vorzuwerfen. Davon könne keine Rede sein. Das zeige ein Blick auf die Geschichte. Aber diese politischen Zuspitzungen interessieren Reitani, so entschlossen er…

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14.11.2015