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Kultur

Die weißen Götter in Budapest

Der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó über seine Gesellschaftsparabel "Underdog"

Denis Makarenko / Shutterstock.com
von
Ralf Schenk
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Ein junges Mädchen fährt auf dem Fahrrad durch ein menschenleeres Budapest. Als würde sie eine Gefahr spüren, schaut sie sich um: So wie einst dem Rattenfänger von Hameln die Ratten folgen ihr Heerscharen streunender Hunde, die sich auf rätselhafte Weise gegen die Menschen verschworen haben. - Schon den ersten Bildern von Kornél Mundruczós Film "Underdog" wohnt eine subtile Beunruhigung inne, die sich im Lauf der Ereignisse stetig zuspitzt.

Herr Mundruczó, Sie haben Ihren Film "Underdog" der im Januar 2014 verstorbenen ungarischen Regielegende Miklós Jancsó gewidmet. Warum?

Mein Film war der letzte, den Miklós Jancsó sah, und über den er kurz vor seinem Tod noch eine lange Diskussion mit mir führte. In seinen letzten vier Filmen hatte ich ja als Darsteller mitgewirkt. Dabei lernte ich eine Menge von ihm über Humanität und über das Leben. Ich lernte, dass seine Freiheit von innen kommt. Und sein radikaler Stil, mit dem er auf ganz eigene Weise über die Gesellschaft reflektierte, vermittelte mir Hoffnung.

"Underdog" ist eine Parabel über Ausgrenzung, Rassismus und Rache. Wie viel Zorn steckt in diesem Film?

Ich beobachte in den letzten Jahren mit Erschrecken den zunehmenden Mangel an Solidarität. In derselben Zeit begegnete ich der Literatur des südafrikanischen Schriftstellers John M. Coetzee. Ich las viele seiner Bücher, etwa "Schande", und verstand, dass Südafrika und Ungarn nicht so weit voneinander entfernt sind…

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25.06.2015