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Verbrechen

„Die Staatsanwaltschaft ist die Kapelle auf der sinkenden Titanic“

Ralph Knispel ist Chef der Vereinigung Berliner Staatsanwälte. Ein Gespräch über Personalnot, frustrierte Kollegen, das schwindende Ansehen der Justiz und die Sicherheitslücken an Europas größtem Kriminalgericht

BERLINER ZEITUNG / GERD ENGELSMANN
von
Katrin Bischoff
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Verbrechen

Berge von Akten, fehlende Staatsanwälte, Ermittlungsverfahren, die eingestellt werden müssen. Oberstaatsanwalt Ralph Knispel, zugleich Vorsitzender der Vereinigung Berliner Staatsanwälte, sieht den Ruf der Justiz in Gefahr. Man werde in vielen Verfahren der Kriminalität nicht mehr Herr.

Herr Oberstaatsanwalt, in Ihrem Büro hängen Bilder von Elefanten. Haben Sie ein Faible für diese Tiere?

Sie sind meine Lieblingstiere. Nur darf man sie nicht ärgern. Elefanten haben ein sehr gutes Gedächtnis.

Wie Sie?

Ich habe ein gutes Gedächtnis, bin aber nicht nachtragend.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich bin unter anderem mit den Ermittlungen im Fall des homosexuellen Lehrers befasst, der im Januar dieses Jahres in der Suarezstraße in Charlottenburg getötet wurde.

Und wie stehen die Ermittlungen?

Wir haben mittlerweile einen Tatverdächtigen, der vor einiger Zeit in Frankreich verhaftet wurde. Die Mordkommission hätte ihn sehr gerne zeitnah vernommen. Aber das läuft über die Rechtshilfe, die teilweise sehr lange Zeit dauert. Der Beschuldigte wurde nun nach vielen Wochen ausgeliefert.

Konnten Sie nicht einfach dorthin fliegen?

So etwas funktioniert nur im Fernsehen. Wir haben auch keine Dienstwagen. Wir sind auch nicht den ganzen Tag bei der Polizei. Dort fahren sie auch keine Mercedes-Dienstautos.…

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27.04.2018