Die Kraft der Hanseln
In der CSU ist man an absolute Mehrheiten gewöhnt. Bei der Bundestagswahl ist die Partei in Bayern unter 40 Prozent geblieben. Deshalb steht jetzt Horst Seehofer, der Chef, am Pranger. Er versucht, diese Debatte wegzupusten. Gar nicht so leicht
BERLIN. Erst ist es nur Großhabersdorf. Ein kleiner Ort mit Fachwerkhäusern. 4 000 Einwohner, ein paar Kilometer westlich von Nürnberg. Zu den markanteren Punkte in der Dorfchronik gehört der Überfall des Feldherrn Wallenstein und seiner Truppen im Dreißigjährigen Krieg. Das Dorf wurde niedergebrannt, ist fast 400 Jahre her. Im September 2017, am Tag nach der Bundestagswahl, veröffentlicht der CSU-Ortsvorband Großhabersdorf eine Erklärung: "Horst Seehofer hat als Parteivorsitzender das historisch katastrophale Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl persönlich zu verantworten." Sie zählen Fehler auf, zweifeln die Durchsetzungsfähigkeit Seehofers an. Es ist eine Rücktrittsaufforderung. Von ein paar CSU-Kommunalpolitikern nur, ein paar Hanseln, so könnte man das auf Bayerisch abtun.
Aber es bleibt nicht bei den Hanseln. Oder anders: Es kommen jeden Tag ein paar dazu. Am Mittwoch ist es so, dass die bayerische Landtagsfraktion in München nicht vorrangig über das Wahlergebnis diskutiert, sondern über Seehofer. Er sei gelassen, sagt der. Gelassen, betont er noch einmal. Aber etwas ist anders: Das Lachen, das seine Worte bisher zuverlässig begleitet hat, dieses Lachen ist weg.
Er hat seinen Leuten noch vor einem halben Jahr gesagt: "Ihr könnt mich nach der Wahl köpfen." So zumindest wurde es aus internen Sitzungen berichtet. Nun ist die Wahl vorbei, und die CSU ist auf 39 Prozent gekommen. Im Vergleich zu anderen Parteien, zur CDU, zur…