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Gesellschaft

Die Entdeckung Amerikas

Der Super Bowl stand lange Zeit für die Vorherrschaft des weißen Mannes und einen blinden Patriotismus. Die Dinge ändern sich

skeeze / pixabay.com
von
Sebastian Moll
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Gesellschaft

Richard Nixon hatte im Wahlkampf 1968 versprochen, den Vietnamkrieg so rasch wie möglich zu beenden. Doch schon Monate nach seinem Amtsantritt im Januar 1969 wurde der amerikanischen Öffentlichkeit und der an Fahrt gewinnenden Friedensbewegung klar, dass dieser Ankündigung nicht zu trauen ist. Mitte des Jahres 1969 erreichte die US-Truppenstärke ihren Höhepunkt, die Bombardements der nordvietnamesischen Nachschubwege entlang der kambodschanischen Grenze nahmen zu. Die Schlacht um den Hamburger Hill im Mai 1969, bei der 241 GIs für die Einnahme eines strategisch wertlosen Berggipfels starben, verkörperte den ganzen Wahnsinn dieses Krieges.

So war Nixon politisch bereits massiv unter Druck, als im November 1969 Hunderttausende Demonstranten den zweiten Friedensmarsch auf Washington ankündigten. Doch wenn Nixon der wachsende Unmut im Land beunruhigt haben sollte, dann ließ er es sich nicht anmerken. "Es wird ein guter Tag, um Football zu schauen", sagte er bei einer Pressekonferenz auf die Frage, was er wohl während der Proteste tun werde.

Tatsächlich schaltete Nixon im West Wing den Fernseher an, als vor der Tür die Massen gegen das Sterben in Fernost auf die Straße gingen. Und um seine Haltung zu unterstreichen, wurde er am nächsten Tag der erste amtierende Präsident, der während eines regulären Saisonspiels auf der Tribüne eines Footballstadions auftauchte.

Für Nixon war Football eine Flucht vor dem Chaos und den Protesten auf den Straßen,…

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02.02.2018