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Verbrechen

Der Enkeltrick

Immer häufiger werden ältere Menschen in Deutschland am Telefon betrogen. Das geht so: Ein Verwandter, der keiner ist, ruft an. Er will Geld, und er bekommt es. Eine Verbrechensform mit Zukunft, prophezeien Kriminalisten

Momonator / pixabay.com
von
Bernhard Honnigfort
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Verbrechen

Es ist immer das Gleiche. Ein Dienstag im vergangenen Sommer. In Braunschweig klingelt ein Telefon. Eine 80-jährige Dame nimmt ab. Am anderen Ende: "Na, rate mal, wer dran ist?" Sie stutzt, ist überrascht, sie rät, ihr Neffe vielleicht? "Bist du's?" Sie hat angebissen. Nun spielt der Anrufer sein dreckiges Spiel. Er spielt den Neffen, er umgarnt die alte Dame, bis er sie soweit hat. Dann macht er Druck und kommt zur Sache. Er braucht Geld für einen dringenden Kauf, 30 000 Euro. Er bittet, die Frau willigt ein. Sie geht zur Bank, holt ihre ersparten 20 000 Euro, übergibt sie, wie mit dem angeblichen Neffen verabredet, einer Frau. Dann ist die Frau weg - und das Geld. Die alte Dame merkt, was sie getan hat. Genauer: was ihr passiert ist.

Es nennt sich Enkeltrick. An jenem Sommertag bekamen noch mindestens sieben andere ältere Damen in Braunschweig einen solchen Anruf. Und keiner weiß, wie viele Menschen überhaupt in Deutschland. Eine Verbrechensform mit großer Zukunft, prophezeien Kriminalisten. Deutschland wird älter, und nicht wenige alte Leute haben eine Menge Geld auf der hohen Kante. Ein lohnendes Ziel. Ein Feld, auf dem sich das Verbrechen organisiert hat. Tausende solcher Anrufe in Deutschland jeden Tag. Meist klappt es nicht, aber oft genug doch. Es gibt keine genauen Zahlen. Kein Wissen über die Fälle, die Schadenssummen. Nur Schätzungen, die in die Millionen gehen. Opfer schämen sich. Manche schweigen.

Lolli ist eine Legende in Gangsterkreisen…

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16.01.2018