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Politik

Der Abschied

In Straßburg und Speyer würdigen Politiker aus ganz Europa Helmut Kohls Lebensleistung – und einige feiern ihn als treuen Freund

Bundesarchiv, B 145 Bild-F054631-0013 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
von
Joachim Frank
und
Steven Geyer
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Politik

Straßburg/Speyer. Deutschland oder Europa. Privat vor Staat. Kirchenvolk und säkulare Gesellschaft. Wem gehört Helmut Kohl? Das Gezänk und Gezerre um die Gedenkfeiern nach dem Tod des Ex-Kanzlers war vor allem anderen eine Frage nach Besitzansprüchen und nach der Selbstbehauptung von Kohls Hinterbliebenen: seiner Frau, seiner Söhne, der Repräsentanten seines Heimatlands. Wie die Beteiligten hier versuchen, auf Kohls letztem Weg ihren eigenen Platz zu finden, das zieht sich durch den gesamten Tag des Abschieds - mal als heimliches Thema in kleinen Zeichen und versteckten Bemerkungen, mal ganz offen und beherzt.

So lässt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Europäischen Parlament keinen Zweifel daran, dass der "Europäische Staatsakt" in Straßburg keine gegen Deutschland gerichtete Aktion sein soll. Diese Feier, so Juncker, sei Kohls Wunsch gewesen. "Diesem Wunsch musste entsprochen werden." Aber die Feier sei "nicht nicht-deutsch, sondern europäisch, also auch deutsch". Wenn auch nur annähernd stimmt, was die acht Redner im Parlament und am Abend auch noch der katholische Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, im Requiem für Kohl über den Verstorbenen als deutschen Patrioten und zugleich leidenschaftlichen Europäer sagen, dann sollte Juncker dies im Sinne Kohls formuliert haben. Dieser habe - mit einem Wort Thomas Manns - kein deutscheres Europa, sondern ein europäischeres Deutschland gewollt.

Symbole im Überfluss

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03.07.2017