Lesezeit 7 Min
Politik

„Coffee-Shops sind keine Lösung“

Franziska Giffey über Cannabis, Kinder, Recht und Ordnung

BERLINER ZEITUNG / MARKUS WÄCHTER
von
Karin Schmidl
und
Elmar Schütze
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Politik

Ihr Amtsantritt war eine Zeitenwende für Neukölln. Mitte April trat Franziska Giffey (37) die Nachfolge des legendären Heinz Buschkowsky als Bezirksoberhaupt an. Sie ist die erste Frau in diesem Amt. Das holzgetäfelte Bürgermeisterzimmer hat sie gelassen, wie es war. Bei unserem Gespräch ist zu klären, ob sie sich auf den altehrwürdigen, erhöhten Bürgermeisterstuhl setzen soll. "Also, ich brauch' den nicht", sagt die SPD-Politikerin und räumt ihn beiseite. Dann ist Zeit für ein Gespräch über die ersten 100 Tage im Amt.

Frau Giffey, Sie sind angetreten mit dem Vorsatz "Weg vom Problembezirk, hin zum Innovationsbezirk". Kann man das so beschließen?

Natürlich nicht. Es geht um einen Imagewandel, und da befinden wir uns in einem Entwicklungsprozess. Wir wollen weg von dem Bild, ein Nur-Problembezirk zu sein. Wir wollen stärker die Chancen Neuköllns aufzeigen, als es bislang gemacht wurde. Dabei hat hier niemand eine rosarote Brille auf. Wir haben weiterhin akute soziale Probleme.

Reden wir über die Probleme: 75 Prozent der Kinder in Nord-Neukölln leben in Armut, 14 Prozent der Schüler, jeder siebte, verlässt die Schule ohne Abschluss. Drei Viertel des Bezirksetats müssen für Sozialleistungen aufgebracht werden. Wo bleibt da die Innovation?

Es ist ein Riesenproblem, wenn im Schnitt 60 Prozent der Fünfjährigen vor der Einschulung Entwicklungsverzögerungen und über 40 Prozent…

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24.07.2015