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Verbrechen

Aus Langeweile

Weihnachten 2016 in Berlin: Ein Obdachloser schläft auf einer Bank im U-Bahnhof Schönleinstraße, als neben ihm ein Feuer entfacht wird. Videokameras halten die Tat fest. Sechs junge Männer aus Syrien und Libyen werden angeklagt und nun zu eher milden Strafen verurteilt

By IngolfBLN [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons
von
Katrin Bischoff
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Verbrechen

BERLIN. Die Hass-E-Mail kam am Morgen um 6.14 Uhr vor der Urteilsverkündung. Sie landete im Postfach der Kanzlei von Alexander Pabst. Pabst vertritt in dem Verfahren um die Feuerattacke auf einen Obdachlosen, das vor dem Landgericht Berlin läuft, einen der sechs angeklagten Flüchtlinge. Ayman S. ist 17 Jahre alt und stammt aus Libyen. "Ihr Mandant gehört an Syrien ausgeliefert", schrieb der Absender. Er müsse nun für "solch ein Arschloch" Steuern zahlen. Ihm, so der Schreiber der Mail weiter, sei es egal, ob dem Mandanten in Syrien die Todesstrafe drohe.

Pabst hat die Mail an diesem Dienstagvormittag verlesen und zum Teil seines Plädoyers gemacht. Er will damit zeigen, was die Berichterstattung über den Prozess angerichtet hat. Dass es bereits eine Vorverurteilung der Angeklagten gegeben habe. Er will nicht, dass sein Mandant ins Gefängnis kommt. Er fordert für Ayman S. eine Bewährungsstrafe wegen unterlassener Hilfeleistung. Ayman S. ist der einzige der Angeklagten, der mit seinen Eltern in Berlin lebt. Die anderen Beschuldigten sind nach eigenen Angaben vor dem Krieg oder der drohenden Einziehung zur Armee in Syrien nach Deutschland geflohen, allein, ohne ihre Familien. Sie haben seit der Tat vor sechs Monaten in Untersuchungshaft gesessen. Die Anklage in diesem Verfahren warf ihnen gemeinschaftlichen versuchten Mord vor.

Sie sind alle gekommen

Doch die 13. Jugendstrafkammer hat schon am vorletzten Verhandlungstag…

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14.06.2017