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Gesellschaft

Aufstand der Jugend

Während US-Präsident Donald Trump eine Runde Golf spielt, demonstrieren Hunderttausende in Washington für schärfere Waffengesetze. Sie sind idealistisch, jung – und entschlossen, dieses Mal nicht klein beizugeben

By Tristan Loper (20180324-0002.jpg) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons
von
Karl Doemens
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Gesellschaft

Washington. Sie haben sich knapp verpasst. Es ist kurz nach zwölf Uhr am Sonnabend, als Cameron Kasky in Jeans und Hoodie auf die Bühne vor dem Washingtoner Kapitol steigt und "den politischen Führern, den Skeptikern und den Zynikern" im Land ein aufreizendes "Willkommen bei der Revolution!" zuruft. Ein hunderttausendfacher Jubel schallt zurück. Zehn Straßenblocks weit wogt das Meer der Zuschauer auf der Pennsylvania Avenue, umflutet das Trump-Hotel mit seinem markanten Türmchen und verliert sich in westlicher Richtung erst kurz vor dem Weißen Haus.

Doch der Präsident sieht und hört nichts. Er ist am Freitag, als Kasky gemeinsam mit anderen Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School aus Florida in Washington eintraf, in die umgekehrte Richtung abgeflogen.

Gerade einmal 65 Kilometer trennen sein Luxusanwesen Mar-a-Lago, wo er das Wochenende verbringt, von der Schule in Parkland, an der vor fünfeinhalb Wochen ein 19-jähriger Amokläufer mit einem halbautomatischen Sturmgewehr das Leben von 14 Schülern und drei Lehrern auslöschte.

Doch während die Überlebenden des Attentats mit ihren Angehörigen in der Hauptstadt emotional des Grauens gedenken, während sie wütend und kämpferisch schärfere Waffengesetze fordern und einen der größten Protestmärsche seit den Tagen des Vietnam-Krieges anführen, ist Donald Trump abgetaucht. Ungerührt spielt er vor der Haustür der Opfer eine Runde Golf.

Das zerrissene Land

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26.03.2018