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Verbrechen

Häftling ohne Hoffnung

Hans-Georg Neumann ist Deutschlands dienstältester Strafgefangener. Der gebürtige Berliner sitzt wegen Mordes in Haft – seit inzwischen 55 Jahren.

By 4028mdk09 [CC BY-SA 3.0], from Wikimedia Commons
von
Katrin Bischoff
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Verbrechen

Es ist immer derselbe Blick. Er geht durch die Gitter des Fensters und fällt auf triste Fassaden. Seit 55 Jahren muss Hans-Georg Neumann nicht nur mit diesem Ausblick leben. Auch mit den Türen, die sich hinter ihm schließen und die er nicht öffnen kann. Mit diesem ständigen Beobachtetwerden. Mit diesem immer gleichen Tagesablauf. Und dem eigenen Wunsch nach Freiheit.

Vor genau 55 Jahren wurde Hans-Georg Neumann vom Landgericht Berlin verurteilt. Er hat ein junges Liebespaar ermordet und dafür eine lebenslange Freiheitsstrafe bekommen. Er will raus, immer wieder hat er es versucht. Ohne Erfolg. Auch Gnadengesuche, die andere für ihn gestellt haben sollen, fruchteten nicht. Sein letzter Antrag auf Haftentlassung wurde im März 2014 zurückgewiesen - vom Oberlandesgericht in Karlsruhe, das mittlerweile für ihn zuständig ist. 55 Jahre - damit ist Hans-Georg Neumann Deutschlands dienstältester Strafgefangener.

Mit 26 kam Neumann in Strafhaft, da war Konrad Adenauer noch Bundeskanzler und das Zweite Deutsche Fernsehen gerade auf Sendung gegangen. Nun ist Neumann 81 - ein alter Mann. Aber noch immer so vital und agil, dass weitere schwere Gewalttaten oder ähnlich schwerwiegende Straftaten zu erwarten seien, so urteilten die Richter über seinen letzten Entlassungsantrag vor vier Jahren. Neumann erscheine nach 50 Jahren Gefängnis genauso bindungslos wie zu Beginn der Haft, hatte zuvor ein psychiatrischer Gutachter festgestellt.

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02.06.2018