Lesezeit 15 Min
Verbrechen

Die tödliche Doris

Die Frau eines Steuerberaters erschleicht sich erst das Erbe einer Demenzkranken. Dann brennt sie mit dem Geld durch und beauftragt ihren Liebhaber, den Gatten umzubringen

BERLINER ZEITUNG / PAULUS PONIZAK
von
Uta Eisenhardt
Lesezeit 15 Min
Verbrechen

Zum Schluss sitzt Wolfgang S.* im Berliner Landgericht allein auf der Anklagebank, zusammengesunken, den Blick in sich gekehrt. Sein Gesicht ist rot. Verzweifelt reibt der 73-jährige Steuerberater seine Hände über die Stirn, so als könne er nicht glauben, dass er jetzt ins Gefängnis gehen soll. Dabei ist er doch derjenige, der beinahe ermordet worden wäre. Er ist das Opfer! Das Opfer seiner Frau Doris.

Es war der 4. Juni 2014, als sein Leben aus den Fugen geriet: Gegen 23 Uhr war er von seiner Lichterfelder Stammkneipe aufgebrochen. Knapp zwei Kilometer fuhr er bis zu seiner Haustür. Sein kleiner Hund saß hinten im Auto. Wolfgang S. parkte rückwärts ein, stellte den Motor ab, öffnete die Fahrertür und stellte sein linkes Bein auf den Boden. Dann nahm er einen Schatten wahr. Neben ihm stand ein kräftiger Mann mit rundem Gesicht unter einer Kapuze. Es war eine laue Sommernacht. Der Mann trug schwarze Stoffhandschuhe.

Wolfgang S. saß in der Falle. Er konnte sich weder ins Auto flüchten, noch aussteigen und weglaufen. Er fuchtelte mit den Armen, trat nach den Beinen des Unbekannten und schrie. 13 Mal traf ihn ein Messer in den Kopf, den Rumpf und den linkem Arm. Ein Stich verletzte die Lunge, sie kollabierte. Der Täter verschwand in der Dunkelheit. Wolfgang S. schleppte sich noch in die Mitte des Parkplatzes. Auf einem Rasen brach er zusammen. Eine Nachbarin rettete ihm das Leben: Sachkundig drückte sie seine Wunden ab, bis der Notarzt eintraf.

Zehn Tage lang lag Wolfgang S. im Krankenhaus. Dort befragten ihn die Ermittler der Mordkommission. Auf der Windschutzscheibe seines Autos hatten sie ein wuchtiges Armband entdeckt, es hatte sich unter dem Scheibenwischer verklemmt. Wer könnte Wolfgang S. nach dem Leben trachten? Vielleicht, so überlegte er, war es seine Frau Doris.

Diese Aufrichtigkeit wird ihm große Schwierigkeiten bescheren. Die Ermittler erfahren von seiner gescheiterten Ehe, von dem Millionenerbe, das sich seine Frau erschlichen und von der Rolle, die Wolfgang S. dabei gespielt hat. Davon, dass ihn die…

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26.05.2018