Lesezeit 18 Min
Politik

All-inclusive auf Mallorca wäre der Horror für mich

Hans-Christian Ströbele über das Vermächtnis der RAF, das Fitnessstudio als sozialer Ort, seine Liebe zu Western und seinen Onkel, den Helden von Bern

BERLINER ZEITUNG / PAULUS PONIZAK
von
Markus Decker
Lesezeit 18 Min
Politik

Die Antwort kam prompt. Und sie fiel positiv aus. "Lieber Herr Ströbele, würden Sie mir ein Interview über das Altern geben?", hatte ich per SMS gefragt. Und Hans-Christian Ströbele hatte rasch geantwortet: "Ja, würde ich. Bitte rufen Sie nächste Woche an." Als ich im Büro des 78-Jährigen in Berlin-Moabit erscheine, ist er reservierter. "Ich muss ja nicht alles beantworten", sagt er, leicht mürrisch. Das allzu Persönliche und Emotionale behagt Ströbele nicht. Die Antworten fallen dann kürzer aus. Und während der Anwalt und langjährige grüne Bundestagsabgeordnete bei den heiteren Themen auf seinem Bürostuhl vorrutscht, rutscht er bei den weniger heiteren schon mal ein Stück zurück.

Tatsächlich hat für Hans-Christian Ströbele hat eine neue Lebensphase begonnen, nachdem er das Parlament im Herbst verlassen und sein Büro Unter den Linden geräumt hat. Sein Renteneintritt kommt über zehn Jahre später als üblich. Und nach wie vor hat Ströbele keine Lust auf Ruhestand. Als wir uns nach neunzig Minuten bei einbrechender Dämmerung im Flur verabschieden, ist er wieder ganz in seinem Element. Es geht um die Politik - und um die Zukunft. Das ist sein Leben.

Von unserem letzten Gespräch ist mir ein Satz in Erinnerung geblieben: "Der Körper ist für das Alter nicht ausgelegt."

Und er ist leider richtig. Ich höre immer wieder von Ärzten, dass der ganze Knochenbau nicht dafür gemacht ist, dass Menschen achtzig, neunzig und älter werden. Früher sind Menschen ja auch viel eher gestorben.

Verwundert Sie diese Erkenntnis? Empört sie Sie vielleicht sogar?

Ich bin schon sehr ungehalten darüber, dass sich verschiedene Defizite einstellen - und das in vielen Bereichen. Von den Sinnesorganen bis hin zum Denken, das geht auch langsamer. Und dann habe ich Probleme mit meinen Beinen. Das ist mein eigentliches Problem. Deshalb habe ich einen Stock, immer wieder einen schicken neuen. (Nimmt den Stock, der neben ihm am Schreibtisch lehnt.)

Warum neu?

Weil die immer wieder kaputt gehen, vor allem die Griffe.

Der Griff, den Sie da haben, sieht so antik aus.

Ja, davon habe ich auch mehrere.

Wo gibt es die?

Auf dem Flohmarkt, hier an der Straße des 17. Juni. Da habe ich einen Händler, bei dem ich gucke, ob es einen Stock gibt, der in der Länge passt. Da gibt es nämlich…

Jetzt weiterlesen für 0,59 €
28.04.2018